Radioaktivität
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Umweltprobleme bei der Aufbereitung Seltener Erden
Seltene Erden kommen meistens gemeinsam mit radioaktiven Elementen wie Thorium oder Uran in Gesteinen vor. Sie werden durch hohen Energie- und Chemikalieneinsatz voneinander getrennt, wobei die Gefahr besteht, daß Radioaktivität in die Luft oder ins Wasser gelangt.
Bei der Aufbereitung der Seltenen Erden fallen große Mengen an giftigen Rückständen an, die meist in Auffangbecken, umgeben von einem Damm, abgelagert werden. Die Dämme können brechen und die Schlämme in die Umwelt gelangen.
Die in den Schlämmen enthaltenen Schwermetalle, Säuren, Oxalate, Nitrate, Fluoride, Thorium und Uran-Verbindungen können ins Grundwasser gelangen und Gewässer kontaminieren.
Das Thoriumproblem
Bei der Produktion von Seltenen Erden fällt häufig auch das radioaktive Thorium als Nebenprodukt an. Weil das Thorium in den gleichen Mineralien wie Seltene Erden zu finden ist, aber bisher nicht verwendet wird, wird es als Abfallprodukt der Erzverarbeitung in das Auffangbecken geleitet.
Die Krebsrate ist in den nahe gelegenen Dörfern im Steigen!
In situ leaching
Bei der Förderungsart "In situ leaching" werden die Mineralien aus dem Erz durch chemische Extraktion (Erzlaugung) gewonnen. Der Erzkörper wird durch Bohrungen erschlossen und ein oxidierendes Fluid eingeleitet, welches die REO mobilisiert. Meist handelt es sich dabei um verdünnte Schwefelsäure.
Der Säure-Erzschlamm wird an die Oberfläche gepumpt, wo sie dann aufbereitet werden kann. Überschüssige Säurereste werden wieder zurück in die Bohrlöcher geschüttet, um sie ein weiteres Mal zu verwenden. Oft sind diese Lösungsmittelreste durch die Metalle wie Uran und Thorium radioaktiv.
Diese Förderart ist Ursache für riesige Umweltschäden. Die verwendeten Säuren gelangen ohne Rücksicht auf Menschen, Tiere und Lndwirtschaft ins Grundwasser, welches oft Quelle für Trinkwaser ist. Äcker, Reisfelder, Böden und Fischzuchtteiche werden kontaminiert und große Mengen an Säure gelangt in die Flüsse.
China
Größte Mine - Bayan Obo
»Chinas Hauptstadt der Seltenen Erden, Bayan Obo, wird derzeit vom Raubbau "fast überfallen". Das Grundwasser wird erheblich verschmutzt, die Äcker veröden, das Vieh verendet zum Großteil. In der Gegend um das Auffangbecken der Bao-Steel Group Weiterverarbeitungsanlage für Seltene Erden, welches nur 10 Kilometer vom Gelben Fluss entfernt ist, verschärft sich die Strahlenverseuchung täglich. Mit einer Geschwindigkeit von 300 Metern pro Jahr sickert das Wasser des Staubeckens Richtung Gelben Fluss durch. Experten meinen, dass ein Erdbeben oder heftige Niederschläge den Damm zum Zusammenbrechen bringen könnten und die Abwasser sich dann in den Gelben Fluss ergießen. Das wäre eine Umweltkatastrophe, die die Verschmutzung des Songhua-Flusses im Jahr 2005 noch in den Schatten stellen würde.« Blogger Liu Huajie
Im Westteil der innermongolischen Stadt Baotou werden die Seltenen Erden aus Bayan Obo weiterverarbeit. Abfallstoffe des Verfeinerungsprozesses wie giftige Chemikalien und radioaktive Substanzen landen in einem 12 km langen Auffangbecken, dem „See der Seltenen Erden". In den vergangenen Jahren haben sich vermutlich 150 Millionen Tonnen schlammiger Abraum dort angesammelt. Darunter sind 9,3 Millionen Tonnen Seltene Erden und 90.000 Tonnen Thorium.
Der Seegrund ist nicht an allen Stellen gleich tief. Ein Teil des pulverigen Abraumes ragt aus dem Wasser heraus und wird vom Wind zerstreut, wodurch er die Umwelt verschmutzt. Ohne Sickerungsdichtung wird auch das Grundwasser radioaktiv und chemisch verschmutzt.
Der See liegt 12 km vom Stadtzentrum Baotous und 10 Kilometer vom Gelben Fluss entfernt. Wenige Kilometer von der Kloake entfernt lagen bis vor kurzem mehrere Dörfer, die sich den unrühmlichen Namen «Krebsdörfer» erwarben. Von 1993 bis 2005 starben allein in dem kleinen Flecken Dalahaishang 66 Menschen an Krebs. 2006, als im Dorf 14 Menschen starben, war Krebs elfmal die Todesursache.
Fotos
Folgende Fotos geben einen Eindruck der katastrophalen Auswirkungen des Abbaus der Seltenen Erden in China wieder:
Maylasia
Bukit Merah – Chronologie eines Dramas
Im Jahr 1985 klagten acht Menschen im eigenen Namen und im Namen von 10.000 Bewohnern von Bukit Merah und anderen Gemeinden in Perak in Malaysia
Chronologie eines Dramas auf der Webseite des Mineralienatlas ➤weiterlesen
Kuatan - Stop Lyanas
Die australische Firma Lynas hat in Kuatan in Maylasia eine Verarbeitungsstätte für die in Australien geförderten Seltenen Erden errichtet, weil die Umweltauflagen in Australien zu groß gewesen wären.
Die Lynas-Anlage produziert jährlich ca. eine halbe Million Tonnen gefährlichen Festschlamms, pro Stunde 100.000 m² Abfallgase und 500 Tonnen kontaminiertes Wasser, welches in einen Fluss geleitet wird, der ein wichtiges Mangrovengebiet mit vier Mangrovenarten, die auf der Roten Liste für geschützte Arten stehen, versorgt. Dieser Fluss mündet nur vier Kilometer von der Anlage entfernt in das Südchinesische Meer, welches die Lebensgrundlage vieler dort ansässiger Menschen darstellt, und das durch seine weißen Sandstrände zunehmend Tourist/Innen anlockt. Dieser Teil des Südchinesischen Meeres bildet den Lebensraum wichtiger Meeresspezies, wie Wale, der Großen Lederrückenschildkröte, Seeschweine und unzähliger Korallenriffe.
Lynas plant den radioaktiven Abfall in handelsüblichen Gips und Dünger zu verarbeiten.
Der Leiter der malaysischen Regulierungsbehörde (Atomic Energy Licensing Board, AELB) behauptete, dass der Abfall des Lynas-Projektes ungefährlich sei.
Laut New York Times fehlt dem Betonbecken im Produktionsbereich eine Abdichtung, wodurch eine Kontamination des Grundwassers droht. Die verwendeten Stahlrohre waren minderwertiger Qualität, ebenso der Zement. Er wird dem ätzenden, aggressiven Schlamm auf Dauer nicht standhalten können. Noch dazu wurde die Anlage auf Torfsumpf, welches für Fundamente ungeeignet ist, errichtet.
Es gab große Proteste5,6 gegen dieses Projekt, auf welche die Regierung klassisch reagiert hat:
»Die Regierung reagierte auf den öffentlichen Druck, indem sie die Aktivist/Innen mittels des Antiterrorgesetzes ohne Prozess festnehmen ließ.«
Die Leukämiefälle sind im steigen. Illegale Mülldeponien entlang der Straßen, am Flussufer und in einer großen Grube, kontaminieren weiterhin die Gegend.
Stop Lynas5,6 ist Malaysias größte und bekannteste Umweltkampagne und wird durch den Malaysischen Ärzteverband und der Vereinigung von Anwälten unterstützt.4
USA
Mountain Pass
Zwischen 1965 und 1995 war die Mine bei Mountain Pass der weltgrößte Lieferant von Seltenen Erden. 1998 kam es schließlich zur Katastrophe: Eine Milliarde Liter radioaktiv und chemisch belasteter Abwässer flossen aus einem undichten Auffangbecken und verseuchten ein Naturschutzgebiet. Strengere Umweltauflagen machten daraufhin die Mine unrentabel. 2002 wurde Mountain Pass stillgelegt. 2010 wurde die Mine wiederöffnet. Eine ausgefeilte Technik soll zukünftig die Umwelt schonen.3
Die Informationen und Fotos auf dieser Seite stammen vor allem vom Mineralienatlas1, der wiederum Artikel von Stimmen aus China2, wo Jost Wübbeke, Jingjie Hou und Roman Serdar Mendle als Autoren mitgearbeitet haben, als Quelle herangezogen hat. Einige Informationen stammen von Arte3, die eine interaktive Weltkarte über Umweltprobleme des Abbaus Seltener Erden zur Verfügung stellen.3
Quellenhinweise
1 Seltene Erden - Fluch oder Segen? - Mineralienatlas
3 Globales Umweltproblem Seltene Erden - Arte
4 Seltene Erden – Fluch oder Segen für Malaysia? - Asienhaus